Rollei 35 S

   
Hersteller Rollei
Kameratyp Ultrakompakte Sucherkamera
Filmtyp 35mm Kleinbildfilm
Objektiv Rollei-HFT Sonnar 2.8/40mm
Belichtungszeiten 1/2s bis 1/500s + B
Selbstauslöser nicht vorhanden
Blitz Blitzschuh mit Mittenkontakt
(an der Unterseite der Kamera angebracht!)
Gewicht 325 Gramm (ohne Film)
Batterie 1x 1,35V PX-625 (nicht mehr erhältlich)
Alternativ: 1x 1,4V Varta Zink-Luft V 675 AT
Baujahr Rollei 35 ab 1966 bis 1974
Rollei 35 S ab 1974 bis 1980
Hergestellt in Deutschland, Singapore

Besonderheiten

Das Original, die Rollei 35 wurde in Braunschweig gebaut und war 1966 die kleinste 35mm Kamera der Welt.

Die gesamte Serie umfasste rund ein halbes Dutzend Versionen, von denen zwischen 1966 und 1981 mehrere hunderttausend Exemplare verkauft wurden.

Die Rollei 35 S stellt das Spitzenmodell dar und ist mit einem lichtstarken Carl Zeiss Sonnar 2.8/40mm (Fünflinser) ausgestattet. Die günstigere Modellvariante beherbergt das Tessar 3.5/40mm (Vierlinser), das ebenfalls als sehr scharf gilt, jedoch preislich und leistungsmässig unter dem Sonnar angesiedelt war.

Die komplexe und hochminiaturisierte Mechanik ist extrem beeindruckend. Die Kamera ist kaum größer als zwei Filmdosen, nimmt einen standardmäßigen Kleinbildfilm auf und beinhaltet ein versenkbares Objektiv, einen Belichtungsmesser, eine Batterie, einen Stativanschluß, einen Blitzschuh mit Mittenkontakt, ein präzises Bildzählwerk, einen hellen Sucher, eine an den Belichtungsmesser gekoppelte Zeit- Blenden- und Filmempfindlichkeiteinstellung und schließlich die für den Filmtransport notwendige Mechanik.

Was in dem Gehäuse keinen Platz fand, sind ein Entfernungsmesser und Selbstauslöser. Das Fehlen des Letzteren ist verschmerzbar, die Schätzung der korrekten Entfernung zum fotografierten Objekt muss intensiv geübt werden und erfordert ein gutes Augenmaß, insbesondere, wenn mit weit geöffneter Blende fotografiert wird.

Das versenkbare Objektiv stellt die mit Abstand teuerste Komponente dar, es ist sehr lichtstark, kompakt, verfügt über eine hochwertige Vergütung und beinhaltet neben der Blende auch den Verschluß. Wichtig ist: der Verschluß muss gespannt werden, bevor der Objektivtubus versenkt werden kann!

Trotz ihrer Größe, ist die Kamera sehr robust und zuverlässig. Die Gehäuseabdeckung besteht aus Messing. Qualitätsmäßig stehen die in Singapore gefertigten Kameras den ursprünglich in Deutschland hergestellten Exemplaren in nichts nach. Die Qualitätsstandards waren so hoch gesetzt, dass sogar die erste Version des Sonnars reklamiert und von der Firma Carl Zeiss verbessert werden musste, bevor die eigentliche Produktion der Rollei 35 S anlaufen konnte.

Die Belichtungsmessung und Einstellungsmechanik kann Filme von 25 bis 1600 ASA berücksichtigen.

 

Stromversorgung

Die für den Betrieb des Belichtungsmessers notwendige Batterie (PX 625) ist nicht mehr erhältlich. Die Kamera funktioniert, dank der voll-mechanischen Bauweise, auch ohne Strom. Der Belichtungsmesser benötigt für die korrekte Funktion eine Spannungsquelle, die exakt 1,35V liefert. Dies ist nur mit quecksilberhaltigen Batterien realisierbar, normale Alkaline- und Silberoxyd-Batterien liefern mit 1,5 bis 1,55V eine zu hohe Spannung. Bei Verwendung von 1,5V Batterien würde der Belichtungsmesser falsche Werte anzeigen und könnte im Extremfall sogar Schaden nehmen. Seit dem Verbot der (für die Umwelt schädlichen) Quecksilber-Batterien haben sich viele Fans der Rollei mit alternativen Stromquellen befasst. Es werden Batterieadapter und teilweise sogar komplette Umbau-Dienstleistungen angeboten, um den Belichtungsmesser der Kamera mit 1,5 Volt Batterien verwenden zu können.

Wer den Aufwand scheut und die Kamera nur selten verwendet, für den gibt es eine einfachere Lösung: die Verwendung von Zink-Luft-Batterien vom Typ VARTA V 675 AT, wie sie in Hörgeräten zum Einsatz kommen. Diese sind günstig, leicht zu bekommen, passen ohne Umbau in den vorhandenen Batteriehalter und liefern eine konstante Spannung von 1,4 Volt, also nahezu die Idealspannung. Die chemische, stromerzeugende Reaktion benötigt Luft. Die Batterie wird für die Verwendung aktiviert, indem eine Folie abgezogen wird. Da die volle Spannung und Kapazität erst 15 Minuten nach Entfernen der Folie erreicht wird, empfiehlt es sich diese Zeit abzuwarten, bevor die Batterie in die Kamera eingesetzt wird. An der Kamera selbst muss nichts umgebaut werden. Vergleichsmessungen mit externen Belichtungsmessern und anderen Kameras zeigen, dass der Belichtungsmesser der Rollei 35S mit der Zink-Luft-Batterie korrekte Meßwerte liefert. Wie man auf dem Foto mit dem Batteriedeckel sehen kann, habe ich in das Metallplättchen der Batterieabdeckung drei ganz kleine Löcher gebohrt, weil ich annahm, daß die Zink-Luft-Batterie für die chemische Reaktion laufend Luft benötigt. Im Nachhinein betrachtet, war das höchstwahrscheinlich gar nicht nötig, denn in Hörgeräten werden diese Batterien ebenfalls nicht extra belüftet, sondern nur einmalig durch das Abziehen der Folie aktiviert und ins geschloßene Hörgerät-Gehäuse gesteckt.

Der einzige Nachteil ist die relativ kurze Lebensdauer. Der Hersteller gibt bei diesen Batterien eine Verwendungsdauer von etwa einem Monat an. Diese Zeit lässt sich stark verlängern: Der Belichtungsmesser ist nach dem Einlegen der Batterie ständig an, es gibt keinen Ein-Aus-Schalter. Fällt Licht auf die Foto-Meßzelle, fließt ein Strom durch den Stromkreis, je mehr, desto stärker schlägt der Belichtungsmesser aus. Bei Nicht-Verwendung sollte die Kamera im Dunkeln gelagert, oder die Foto-Meßzelle abgedeckt werden, damit die Batterie nicht unnötig entladen wird. So hielt die zuletzt von mir eingesetzte Zink-Luft-Batterie sogar ganze 6 Monate.

Wie gesagt, bei der Gehäusegröße könnte man glatt vermuten daß die Kamera Mikrofilme benötigt, sie belichtet aber die bis heute erhältlichen standardmäßigen 35mm Kleinbildfilme. Sofern die Mechanik einwandfrei arbeitet, steht der Verwendung nichts mehr im Wege. Im Gegenteil - die kleine Kamera bringt alles notwendige mit, um gute Bilder machen zu können. :-)

 

 

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