Zorki 4

   
Hersteller KMZ (Krasnogorskij Mekhanicheskij Zavod Imeni S.A. Zvereva)
Kameratyp Kompakte Sucherkamera
Filmtyp 35mm Kleinbildfilm
Objektiv M39 Schraubgewinde (baugleich LTM)
Belichtungszeiten 1s bis 1/1000s + B
Selbstauslöser mechanisch, ca. 10s
Blitz Zubehörschuh und Blitzbuchse
Gewicht 725 Gramm (mit abgebildetem Objektiv)
Batterie Kamera arbeitet stromlos
Baujahr ab 1956 bis 1973
Hergestellt in USSR

 

Die früheren russischen Zorki-Kameras sind unlizensierte Kopien der Leica-Kameras. Der Hersteller KMZ hat verschiedene westliche Kameratypen nachgebaut, vor allem die populäre Leica, aber auch einige Zeiss-Ikon und Contax Modelle. Insbesondere die Ähnlichkeit der früheren Zorki 2 und 3 zur Leica II und III, ist nicht zu übersehen.

Die Kameras wurden derart exakt kopiert, dass einige Komponenten zwischen Leica und Zorki ausgetauscht werden können. Der M39 Objektivanschluß entspricht genau dem Leica Schraubanschluß/LTM, die Objektive sind sogar unter beiden Marken austauschbar. Einige Details, z.B. Teile des Entfernungsmessers, wurden dagegen vereinfacht realisiert.

Die Zorki 4 war mit 1,7 Mio Exemplaren die beliebteste, meistgefragteste Zorki. Sie baut im Wesentlichen auf der Zorki 3 auf, die einzige wirkliche Neuerung, ist der eingebaute Selbstauslöser.

Die Kamera arbeitet vollmechanisch und erlaubt sehr viele Belichtungszeiten: 1s bis 1/1000s und B. Die Belichtungszeiten unterhalb 1/250s sind ungewöhnlich, sie lauten 1/100s, 1/50s, 1/25s, 1/10s und 1/5s statt den üblicherweise verwendeten 1/125s, 1/60s, 1/30s, 1/15s, 1/8s und 1/4s. Die Einstellung erfolgt über einen einzelnen Knopf, während man bei der Zorki 3 noch zwei Knöpfe benötigte (separat für kurze und lange Zeiten). Ein weiteres Extra ist die variabel einstellbare Verzögerung der Blitzsynchronisation.

Die Rückwand läßt sich komplett abnehmen, was das Filmeinlegen vereinfacht. Aus Platzgründen bekam die Zorki 4 leider keinen Spannhebel, die Kamera läßt sich somit nicht in einem Zug spannen. Bei Bilderserien und vor allem beim Zurückspulen des Films, können die Finger bald schmerzen.

Wie so häufig bei russischen Kameras, ist der Bildzähler nicht sehr präzise und der Filmtransport schwergängig. Sobald das Filmende naht, ist beim Aufziehen besondere Vorsicht geboten, damit die massiven Metallzahnräder den Film nicht gnadenlos zerreissen.

Es gibt keinen Belichtungsmesser, es muss ein separater Belichtungsmesser, eine Belichtungstabelle, ein Automatik-Blitzgerät oder Schätzungen der Lichtverhältnisse aufgrund persönlicher Erfahrungswerte verwendet werden.

Das hier gezeigte Exemplar der Zorki 4 ist mit dem sehr lichtstarken Jupiter-8 2/50mm ausgestattet. Es ist eine, zugegebenermaßen sehr gute, Kopie des berühmten Zeiss Sonnar. Es zeichnet bei Offenblende relativ weich, doch davon sind die meisten lichtstarken Objektive betroffen. Große Blenden sind hier ohnehin nicht einfach zu handhaben und es gibt keine Schärfentiefevorschau, der Fotograf muss sich an der aufgedruckten Schärfentiefeskala orientieren. Dank besonders vieler Blendenlamellen (neun Stück!), sind im Unschärfebereich liegende Punkte weniger eckig ausgeprägt, erscheinen schon fast perfekt rund. Insgesamt ist die Leistung des Objektivs weit überdurchschnittlich.

Teilweise wurde die Zorki mit dem günstigeren Industar 3.5/50mm ausgeliefert. Der M39 Schraubanschluß erlaubt zwar den Einsatz anderer Brennweiten, der Sucher ist jedoch nur für den Bildwinkel eines Standardobjektivs ausgelegt.

Weitwinkel- und Teleobjektive erfordern einen passenden optischen Sucher, der im Zubehörschuh installiert wird. Der Extra-Sucher entspricht dann der verwendeten Objektivbrennweite, gelegentlich gibt es Universal-Sucher in Revoler-Bauform mit mehreren Brennweiten - durch Wahl der entsprechenden Linse kann die Sucher-Brennweite passend zum Objektiv ausgewählt werden kann. Es kamen nur wenige in Frage (28mm, 35mm, 50mm, 85mm oder 135mm), Zoom-Objektive waren noch nicht erhältlich.

Der Sucher ist verhältnismäßig hell und groß, so dass in Verbindung mit den langen Belichtungszeiten auch bei schwierigen Lichtverhältnissen fotografiert werden kann. In den Sucher sind ein weiter Dioprienausgleich und ein Mischbild-Entfernungsmesser integriert, dieser ist an die Entfernungseinstellung des Objektivs gekoppelt. Der Hebel für den Dioprienausgleich lässt sich zu leicht verstellen, so dass die Einstellung häufig nachjustiert werden muss. Über die Genauigkeit des Entfernungsmessers kann man sich streiten, zumindest bei meinem Exemplar musste mit einigen Lagen Tesafilm nachgeholfen werden.

Das Stativgewinde ist, wie bei früheren russischen Kameras üblich, ein 3/8" großes Gewinde. Heute erhältliche Fotostative verfügen in der Regel über ein 1/4" Gewinde. Diese können ohne Probleme mit der Zorki 4 verwendet werden, es muss lediglich ein simpler Übergewinde-Adapter 3/8" auf 1/4" auf das vorhandene Gewinde eingeschraubt werden.

Beim Bildaufbau als auch bei der Bedienung muss man im Vergleich zu einer Spiegelreflexkamera auf einen guten Teil des gewohnten Komforts verzichten. Dafür war die Zorki während ihrer Produktionsjahre eine kompakte und sehr gut ausgestattete Kamera.

Die Kamera ist schwer und hat ihre eigene Ästhetik. Sie erinnert in ihrer Bauform stark an die Ur-Leica von 1914, die weltweit erste 35mm-Kamera.

 

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